Der Minnesänger

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Einstmals war ich ein junger Minnesänger,
gekleidet ganz in Licht und Purpurglanz.
Ich ritt auf einem rosenweißen Zelter,
ein lang Ersehnter und ein Auserwählter.

Ich schlug vor Edelleuten meine Laute;
die holden Frauen lauschten in dem Rund
und warfen mir zum Danke Minnesgrüsse
und reichen Spangen Gold vor meine Füsse.

Ich saß in manchem hohen Eichensaale
und zechte mit den Rittern um die Wett,
und sang das Loblied denen, die da trunken
und in die Tiefe ihrer selbst gesunken.

Und heute? blick ich aus der kleinen Kammer
hinaus zu Wald und ackerbraunem Feld.
Die Rehe lauschen, wenn ich für mich singe:
ein stilles Tun, dem ich mein Lied darbringe.

Ich bins zufrieden. Jedes Lied wird leise
und jeder Klang des Silberspiels entsinkt,
wie auch mein Leben ewig nicht wird währen…

Doch einmal, Freunde, werd ich wiederkehren,
doch einmal, Freunde, werd ich wiederkehren.